In weiser Voraussicht hatte der WMTV Solingen 1861 e.V. bei der Vereinsgründung des Förderkreises Jahnkampfbahn am 30. Mai 1995 vier von zehn Vereinsgründern gestellt: Klaus Bölts, Gregor Huckschlag, Klaus Lorenz und Helmut H. Schmitt. Sie waren einer Initiative des Walder Kaufmannes Guido Rohn gefolgt, das Walder Stadion vor dem endgültigen Verfall zu bewahren und auf Dauer zu sanieren. Rohn, der viele sportliche Höhepunkte der Feldhandballer, der Fußballer und Leichtathleten im Stadion gesehen hatte, wollte diesen Niedergang nicht hinnehmen und ließ sich zum 1. Vorsitzenden wählen. 1994 war das Stadion, einschließlich des Ehrenmals,unter Denkmalschutz gestellt worden, da es „ein bedeutendes Zeugnis für die Architektur- und Sportstättenplanung der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts“ darstellt. Aber trotz der Aufnahme in die Denkmalliste verwahrloste die Jahnkampfbahn, die seit der Einweihung im Jahre 1928 hervorragenden Sport gesehen hatte, immer mehr. Das konnte den Vereinen, vor allem dem benachbarten WMTV, den Schulen und sportlich interessierten Bürgern nicht gefallen.
Der Förderkreis gab sich eine Satzung mit dem Ziel, „Hilfen zur Sanierung und Fortentwicklung der Jahnkampfbahn zu leisten“ und ging damit in die Öffentlichkeit. Die Reaktion war überaus positiv. Alle Solinger schienen an einem Strang zu ziehen, alle wollten das Stadion retten. An die Spitze der Befürworter setzten sich Oberbürgermeister Gerd Kaimer, das Walder Ratsmitglied Rita Pickardt, die Bezirksvertretung Wald, der Präsident des Solinger Sportbundes Hartmut Lemmer und Sportlerinnen und Sportler wie Liesel Westermann, Horst Franz, Torsten Jansen, Bob Hanning und Thomas Becker. Sogar Alt-Bundespräsident Walter Scheel, der die internationalen Leichtathletik-Sportfeste in der Jahnkampfbahn organisiert hatte, freute sich, dass es „Leute gibt, die sich Mühe geben, dieses Stadion vor dem endgültigen Verfall zu bewahren“. Um die Sanierung voranzutreiben und finanziell zu unterstützen, suchte auch der Förderkreis nach Einnahmequellen. Als große Hilfe erwiesen sich der 1996 von der Friedrich-Albert-Lange-Schule organisierte Sponsorenlauf zugunsten des Stadions und die 1997 vom Förderkreis initiierte und bis heute erfolgreiche Solinger Sportgala.
In der Zwischenzeit war mit der Sanierung begonnen worden, so dass im September 1997 die Wiedereröffnung des Stadions im Beisein von Ministerpräsident Johannes Rau mit einem dreitägigen Fest begangen werden konnte. Schulen, Vereine und Spitzensportler feierten ein fröhliches Miteinander. Der Vorsitzende des Förderkreises Guido Rohn und Kassenwart Klaus Lorenz überreichten Oberbürgermeister Ulrich Uibel 25.000 Euro und versprachen weitere Unterstützung bei der Ausstattung des Stadions. Das Hauptziel des Förderkreises war erreicht, aber Probleme bereiteten Rasen, Beschallung und Beleuchtung sowie ein zunehmender Vandalismus.
Um finanzielle Mittel für die Jahnkampfbahn zu kreieren, setzte der Förderkreis auch auf die kulturelle Schiene. 1999 organisierten die Stadt Solingen, die Stadt-Sparkasse und der Förderkreis das erste Open-Air-Konzert mit den „Bläck Fööss“ für 10.000 Stadionbesucher. Die Veranstaltung erwies sich als Volltreffer und zog bis 2015 noch weitere fünf Veranstaltungen nach sich, wobei nicht nur der Förderkreis, sondern auch die Vereine durch das Aufstellen von Getränke- oder Imbissständen profitierten.
Ein Jahr der Bewährung folgte 2003, als das 75-jährige Bestehen des Stadions gefeiert wurde. Für das erste Großereignis dieses Jubiläums sorgte die Rugby-Abteilung des WMTV, die ein Länderspiel zwischen Deutschland und Wales organisieren konnte, und für das zweite, der Stadtdienst Sport, dem es gelang, das erste DFB-Länderspiel einer U 15-Juniorinnen-Mannschaft ins Stadion zu holen. Fünf der deutschen Spielerinnen, die damals gegen die Niederlande spielten und gewannen, wurden Weltmeister oder spielen noch heute in der Nationalmannschaft.
Um weiterhin Leben in die Jahnkampfbahn zu bringen, nahm der Förderkreis die Feldhandball-Tradition wieder auf und organisierte zusammen mit dem WMTV jährliche Turniere. Als echter Zuschauermagnet entpuppten sich die Footballspiele der „Hurricanes“ und der später gegründeten „Solingen Paladins“. Hauptnutzer sind natürlich auch die Schüler der NRW-Sportschule, die Rugbyspieler des WMTV, die Sportabzeichenbewerber im Sommer und die Jogger bei „Laufen unter Flutlicht“ in der dunklen Jahreszeit. Der Vorstand des Förderkreises nahm auch Kontakt mit den Kirchen auf, so dass sich Veranstaltungen wie der Walder St. Martinszug und Stationen der italienischen Karfreitagsprozession über Jahre etabliert haben und sich immer höheren Zuspruchs erfreuen.
Ereignisse, die weit über Solingen hinaus wirkten, waren die Eröffnung des NRW-Landesturnfestes 2011 mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und die Open-Air-Konzerte mit den „Höhnern“, „Heino“, „DJ Ötzi“ und anderen bekannten Bands. 2015 suchte sich ein RTL-Fernsehteam die Jahnkampfbahn aus, um Szenen des WM-Spieles von 1954 in Bern nachzustellen. Szenen, die in den Spielfilm „Die Turnschuh-Giganten“ („Adidas“ und „Puma“) eingebaut werden. Kurzfristig wurde auch die WMTV-Halle zur Garderobe und zum Aufenthaltsraum für die Komparsen umfunktioniert. (Hier geht es zum Homepage-Bericht)
Im November 2015 drehte der WDR auf Wunsch des Förderkreises für die Sendung „sport inside“ zu Ehren der „Oheios“ (BSV Solingen 98), die 1965 Deutscher Meister im Feldhandball wurden, mit aktiven Handballern Spielzüge nach und flocht diese in die allgemeine Dokumentation über das Feldhandballspiel ein, der Film ist übrigens auf unserem YouTube-Kanal hinterlegt… (Hier geht es zum Homepage-Bericht)
Mit Hilfe der Stadt, der Stadt-Sparkasse und den eigenen Finanzmitteln, die hauptsächlich durch die Open-Airs, durch Spenden und Bandenwerbung aufgebracht wurden, konnten erhebliche Bau- und Sicherheitsmaßnahmen verwirklicht werden. So wurde das gesamte Stadiongelände eingezäunt und ein Schließdienst eingerichtet, der Kiosk und die Sprecherkabine wurden saniert und möbliert, Flutlichtmasten wurden aufgestellt und eine moderne Beschallungsanlage installiert, das WC-Gebäude wurde denkmalgerecht renoviert ebenso wie das ehemalige Platzwarthaus, das zu einem modernen Klubraum umgestaltet wurde und wertvolle Erinnerungstücke der „Oheios“, des VfL Wald und anderer Vereine aufbewahrt. In Zusammenarbeit mit Michael Schade, dem Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen, war es auch möglich, eine elektronische Anzeigetafel zu errichten. Und um die Parkplatznot im WMTV-Gelände und am Stadion zu entschärfen, beteiligte sich der Förderkreis und der WMTV an der Sanierung des Parkplatzes gegenüber dem Stadioneingang.
Die Aktionen des Förderkreises und sein Bemühen, das Stadion als Denkmal zu bewahren, blieben auch dem Denkmalschutz nicht verborgen. So erhielt der Förderkreis 1997 den Denkmalschutzpreis des Bergischen Geschichtsvereins, 2012 den Rheinischen Anerkennungspreis für Denkmalpflege und 2013 in Berlin den Deutschen Preis für Denkmalschutz, verbunden mit der Silbernen Halbkugel. Gewürdigt wurde der „unermüdliche Einsatz“ des Förderkreises, „die denkmalgeschützte Sportstätte den Bürgerinnen und Bürgern wieder zurück ins Bewusstsein“ gebracht zu haben.
Natürlich kann und will sich der Förderkreis nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen. Zwei Probleme warten seit langem auf eine Lösung: eine Verbesserung des Rasens und der leichtathletischen Anlagen. Leider war es auch den Denkmalschützern nicht vergönnt, die wunderschönen Kastanien, die zum Flair des Stadions beitrugen, vor dem Fällen zu retten. An ihre Stelle treten Spitzahorn-Bäume, denen wir gutes Gedeihen wünschen. Mehr über den Förderkreis und das Walder Stadion findet der geneigte Leser auf www.jahnkampfbahn.de.