Solinger Tageblatt: WMTV stellt die Dankbarkeit obenan
Am 16. Februar 2021 hat das Solinger Tageblatt im Rahmen seiner aktuellen Serie „Solinger Sport in Corona-Zeiten“ eine ganze Seite über uns berichtet. Nachfolgend könnt Ihr Euch den Originalbericht ansehen. Das Inerview wurde von Jürgen König geführt. Vielen Dank an das Solinger Tageblatt, welche der Veröffentlichunng in unseren Medien zugestimmt hat.
[Daniel Konrad]
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Auch für den Solinger Sport sind es schwere Zeiten, in denen sich Vereine – gleich welcher Größe oder Struktur – neu aufstellen müssen. Wir stellen ihre Neuorientierungen, Sorgen, Hoffnungen vor. Den Anfang macht der Wald-Merscheider Turnverein im Interview mit Andreas Lukosch und Daniel Konrad.
Wie hat der Wald-Merscheider Turnverein das Jahr im Zeichen der Corona-Pandemie inklusive der zwei Lockdowns bislang überstanden?
Andreas Lukosch: Im ersten Lockdown war alles neu, wir mussten uns selbst erst finden, um mit der Situation umgehen zu können. Daraus haben wir Erkenntnisse gewonnen. Der Neustart war zwar durch die Vorgaben der Politik chaotisch, aber schon bald lief der Betrieb fast wie früher. Wenngleich dies unter Corona-Bedingungen wie dem Lüften oder den Teilnehmerbegrenzungen nicht leicht war. Beim zweiten Lockdown hatten wir ursprünglich auf ein Ende zum Jahreswechsel gehofft, vergeblich. Sportlich läuft bei uns in Präsenz derzeit gar nichts.
Gibt es konkrete Mitgliedereinbußen?
Lukosch: Zum Ende des Jahres waren die Kündigungen deutlicher als sonst. Normalerweise 150, jetzt 220. Das ist die eine Seite, die andere ist die der fehlenden Neuanmeldungen. Hier beläuft sich der Wert ansonsten auf um die 100, jetzt sind es acht. Hinzu kommen 70 Kündigungen, die uns bereits in diesem Jahr erreicht haben. Wir wissen natürlich, dass dies nichts mit dem WMTV zu tun hat, denn es ist ein genereller Trend in Solingens Sportvereinen. Aber: Durch die Kündigungen haben wir den Stand mit 2300 Mitgliedern wie vor zehn Jahren erreicht.
Daniel Konrad: In unserer Handballabteilung haben wir den Trend vermutlich auch durch unsere Aktionen verhindern können. Wir hatten lediglich sieben Abmeldungen, was ganz normal ist. Insgesamt ist unsere Abteilung aber auf 330 Personen gewachsen.
Konnte wirtschaftliche Unterstützung in Anspruch genommen werden?
Lukosch: Unsere Gaststätte hat als GmbH, deren Gesellschafter der Verein ist, Hilfen bekommen. Wir selbst dürften das als Verein eigentlich nur bei Zahlungsunfähigkeit. Immerhin gab es Töpfe, über die wir zum Beispiel Hygienematerial bekommen konnten. Die Befürchtung ist groß, dass das wirtschaftliche böse Erwachen im Sport noch kommt.
Konrad: Zu unserer Gastronomie ist noch zu sagen, dass dort von Freitag bis Sonntag Gerichte abgeholt werden können. Und dieses Angebot wird richtig gut angenommen.
Wie ist die Handhabung der Mitgliedsbeiträge bei weiterlaufenden Kosten?
Lukosch: Wir benötigen die Beiträge, weil Kosten bleiben, so die Zahlungen an die Verbände. Gut ist, dass die Hallennutzungsgebühren durch die Stadt gesenkt wurden. Im ersten Lockdown hatten wir unsere Übungsleiter durchbezahlt. Im zweiten nicht mehr, Allerdings schon bei den über Videos oder Zoom laufenden Kursen. Hier leisten unsere Übungsleiter schließlich reguläre Stunden.
Was war vom sportlichen Angebot noch aufrechtzuerhalten?
Konrad: Die Resonanz auf digitaler Ebene ist überragend. Derzeit gibt es 44 Videos und über 40 Zoom-Angebote, die sich über alle Bereiche erstrecken. Unsere Mitglieder sind einfach dankbar dafür. Wer den Weg findet, dem wird nicht langweilig. Im Handball leite ich mit meinem Team drei Jahrgänge mit insgesamt 45 Mädchen – 36 davon machen online mit.
Ein Sportverein steht unabhängig vom Alter über Bewegung und Sport hinaus auch für Integration, Inklusion, dass Miteinander – er trägt gesellschaftliche und soziale Verantwortung. War und ist all dies zumindest in eingeschränkter Form machbar?
Lukosch: Soziales, Inklusion oder anderes sind ohne die Präsenz kaum machbar. Bei unseren Zoom-Angeboten ist es auffällig, wie die Kinder vor oder nach der Übungsstunde miteinander reden. Sehr viele, die dem WMTV die Treue halten, erreichen wir, aber nicht alle. Irgendwelche Aktivitäten haben wir immer. So richten wir gerne vorhandene Laptops ein, damit man die virtuellen Angebote nutzen kann. Und ganz aktuell rufen wir unsere Mitglieder 80 plus an, bieten unsere Hilfe zum Beispiel beim Einkaufen an.
Konrad: Wir sind stets um ein hohes Level bemüht, aber es muss natürlich auch praktikabel sein. Definitiv ist es uns gelungen, viele Ideen in den Abteilungen umzusetzen. Beispiele sind unser virtueller Lauf nach Kairo zur Handball-WM oder die Sticker-Aktion mit den Fotos unserer Sportlerinnen und Sportler im Sammelalbum, die für eine Verbindung durch den gesamten Verein gesorgt hat. Auf gute Resonanz stieß auch unsere virtuelle Karnevalsparty. All dies zeigt, dass man den Zusammenhalt hinkriegen kann und einen gewissen Kern allemal erreicht.
Konnte die Zeit im Lockdown immerhin zu wichtigen Dingen genutzt werden?
Lukosch: Auf jeden Fall, so der Innenraum der Gastronomie. Den Fokus haben wir zudem auf die Digitalisierung gelegt. Viele Projekte wie die Arbeitssicherheit sollen schneller entwickelt werden können.
Abläufe und Prozesse werden so vereinfacht – das zeichnet einen moderen Verein schließlich aus.
Konrad: Wir sind sicherlich gut aufgestellt und arbeiten mit der Vereinsführung eng zusammen. Aber jetzt haben wir mal mehr Zeit für Perspektiven. Normalerweise finden Tagesgeschäft und Agenda nebeneinander statt, nunmehr haben wir die Chance, uns auf die Zukunft, Strukturen, Netzwerke oder auch wichtige Förderanträge, die zumeist einen hohen Aufwand mit sich bringen, zu konzentrieren.
Den Mitgliedern des Vereins gebührt ein riesiges Dankeschön, weil…
Konrad: Weil sie die Treue halten, wobei dies auch auf Ehrenamtler, Kooperationspartner, unser Personal oder die Übungsleiter zu beziehen ist. Alle freuen sich, wenn es wieder gemeinsam losgeht. Darauf bereiten wir uns vor und starten durch – in der Hoffnung, dass spätestens 2022 wieder alles gut wird. Wobei wir gerade voller Optimismus auch die Turnier-Ausschreibungen im Jugend- und Großfeld-Handball für diesen Sommer versendet haben.
Wenn Corona die Vereinswelt wieder „leben“ lässt, dann…
Lukosch: Dann genießen wir das gesellschaftliche Leben. Unsere Pläne liegen bereit. Die Trainer wissen, was sie dann zu tun haben. Das Hygienekonzept steht. Mit dem Sport wollen wir Feste feiern, uns in den Arm nehmen, lachen – ohne dritten Lockdown. Sicherheiten sollen schneller abgewickelt werden können. Ablläufe und Prozesse werden so vereinfacht – das zeichnet einen modernen Verein ja schließlich auch aus.